Über meine Einladung in die Talkrunde von Markus Lanz. Es war besonders, anstrengend und beeindruckend. “Ein Ritterschlag” für mich als Experten und eine wichtige Bestätigung für die Methodik / Qualität der Ergebnisse der Studie “Jugend in Deutschland 2024”.
Dass in der Politik einiges falsch läuft, ist klar und zeigt sich deutlich in der Verschiebung der jüngsten Wahlergebnisse – insbesondere auch bei der Generation Z, die bislang als eher grün und woke wahrgenommen wurde.
In der Diskussion bei Talkrunde Markus Lanz am 13.06.2024 mit Saskia Esken, Michael Bröcker, Rüdiger von Fritsch, Britta Hilpert und Simon Schnetzer ging es um das Politikversagen der SPD, den Rechtsruck in Europa und was es bräuchte, um jungen Menschen Zuversicht für die Zukunft oder wenigstens in die Politik zu geben.
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Als Jugendforscher untersuche ich die Lebens- und Arbeitswelten der jungen Generation und engagiere mich als ArbeitgeberCoach, um Rahmenbedingungen für ein gutes Generationenmiteinander zu gestalten. Die mediale Berichterstattung zur Veröffentlichung der aktuellen Trendstudie “Jugend in Deutschland 2024” hat den politischen Rechtsruck der von Jugendlichen als Megathema in den Fokus gerückt. Ich würde in Interviews und Talkshows gerne mehr über die Jungen und das Generationenmiteinander in der Arbeitswelt diskutieren. Aber ich bin dankbar, über die Auszeichnung (viele nennen es “Ritterschlag”), von Markus Lanz als Experte in die Sendung eingeladen zu werden. Und wer weiß: vielleicht nicht zum letzten Mal.
Rechtsruck bei Europawahl: AfD und Union für junge Wähler besonders attraktiv
Auch mit Markus Lanz und Frau Esken haben wir diese Frage wieder diskutiert. Die drei wichtigsten Argumenten, über die ich schon bei Tagesschau.de berichtete, sind:
In der Diskussion bei Markus Lanz war es traurig zu sehen, wie wenig die SPD von Bundeskanzler Scholz jungen Menschen mit ihren Zukunftsängsten bieten möchte. Was sie bisher tun, reicht offensichtlich nicht.
Migration als Chance: Die am besten Integrierten schieben wir ab
Die Sorgen junger Menschen vor Flüchtlingen / Flüchtlingsströmungen nimmt zu. Zudem haben viele (51% der 14-29-Jährigen) das Gefühl, dass sich die Regierung mehr um Flüchtlinge als um hilfsbedürftige Deutsche kümmert. Kein Wunder, wenn die Regierung ausgerechnet die abschiebt, die sich in Deutschland besonders gut integriert haben und die Chance versäumt, Migration auch als deutsche Erfolgsgeschichte zu erzählen.
Der Zuwanderungsdruck wird aufgrund des demografischen Wandels, aufgrund von Kriegen und Klimawandel weiter zunehmen. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland hier eine Vision verfolgt, damit Migranten ihr Potenzial für Gesellschaft und Zukunft einsetzen.
Absenkung des Wahlalters auf 14 Jahre
Für das Plädoyer der Absenkung des Wahlalters habe ich die heftigste Kritik erhalten: Das ist unverantwortlich. Wer wählen darf, muss auch strafmündig sein. Meine Zukunft darf nicht vom Urteilsvermögen von Minderjährigen abhängig sein.
Fakt ist:
Ich bin für die Absenkung des Wahlalters, um die Demokratie zu stärken und damit das Wahlverhalten weniger von amerikanischen / chinesischen Algorithmen abhängig ist. Junge Menschen sollen Verantwortung für unsere Zukunft übernehmen (Wirtschaft, Wohlstand, Zusammenhalt). Frühere Beteiligung stärkt die Identifikation mit dieser Zukunft.
Zunächst einmal war es sehr interessant, als ich von der Redaktion kontaktiert wurde. Sie hatten mich offensichtlich sehr genau recherchiert und analysiert, bevor sie mich eingeladen haben. Dann ging es relativ kurzfristig: “Herr Schnetzer, haben Sie am Donnerstag Zeit?”. Als ich mit den Terminen in meinem Kalender jonglierte, um meine Teilnahme zu ermöglichen, bekam ich sehr viel Verständnis und Anerkennung. Und immer wieder die Frage: “Und, bist du aufgeregt?”.
Ja, klar war ich aufgeregt. Weniger wegen der Kameras, sondern weil das Diskussionsklima bisweilen recht rau ist, was sich in der Diskussion mit Saskia Esken (SPD) sehr deutlich gezeigt hat. Es hilft, sich bewusst zu machen, in welcher Rolle man an der Diskussion teilnimmt und sich die eigenen Standpunkte zu Diskussionsthemen bewusst zu machen und gewisse Grenzen zu ziehen. Ich hätte zum Beispiel das Streitthema Wahlalterabsenkung nicht aufmachen müssen, doch für mich ist die Beteiligung junger Menschen – sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft – die Voraussetzung für Zukunftsfähigkeit. Da stehe ich dazu.
In der Sendung war das große Thema die SPD und warum sie so uneinsichtig im Umgang mit ihren Fehlern ist. Dieser harten Diskussion mit Frau Esken beizuwohnen, war emotional nicht einfach. Mit der Jugend haben wir uns kurz im Mittelteil und dann erst wieder im letzten Teil beschäftigt und Herr Lanz hat mir quasi das letzte Wort gegeben. Das Miteinander im Nachgang der Sendung war dann sehr angenehm, insbesondere mit den spannenden Anekdoten des ehemaligen Diplomaten Rüdiger von Fritsch.
Es gibt sehr viele Menschen, die sich die Zeit nehmen, um die eigenen Ansichten im Nachgang zu Lanz-Sendungen kundzutun. Die Rückmeldungen reichen von überzeugten Christen oder Zeugenjehovas, die meine Seele retten wollen, Supportern, die mir ihren Zuspruch mitteilen oder Kritikern, die mir empfehlen, meinen Standpunkt zu überdenken oder darauf hinzuweisen, dass ich Argumente vergessen habe. Diesen Beitrag schreibe ich auch für Sie, liebe Kritikerinnen und Kritiker! Ja, ich lese jeden Kommentar, kann aber nicht auf jeden antworten.
Ich bin beeindruckt, wie viele meiner Freundinnen und Bekannten Lanz sehen. Und freue mich über die vielen positiven Rückmeldungen.
Hat es sich gelohnt, zwei Tage zu reisen, um in Hamburg bei der Sendung dabei zu sein?
Ja! Es ist mittlerweile so, dass nur ein Teil von Politik im Parlament geschieht und sehr viele wichtige Diskussionen bei Talkshows. Daher freue ich mich, wenn ich zu diesem Diskurs wieder beitragen kann. Nur einen Wunsch hätte ich: Nächstes Mal gerne zur jungen Generation und dem Generationenmiteinander in der Arbeitswelt.